Rasende Radler und getunte E-Bikes - Unerlaubtes Tuning ist gefährlich!
Längst hat sich die Gefahr von der Straße auf den Radweg verlagert. Immer mehr illegales Tuning von E-Bikes und Pedaler, die mit ungeahnter Geschwindigkeit andere Verkehrsteilnehmer stehen lassen. Sich nur noch auf die bloße Kraft der Muskeln beim Fahrradfahren zu verlassen, scheint "out" zu sein. Dabei ist es maßlos gefährlich andere Verkehrsteilnehmer als lebende Hindernisse anzusehen, die es mit gewagten Bewegungen und rasanten Schlenkern zu umfahren geht.
Mofas tunen war gestern – heute geht es den E-Bikes an die PS
Natürlich ist es ausgesprochen verlockend, dem elektrischen Zweirad mit etwas technischem Know-how und dem ein oder anderen Hilfsobjekt mehr Zugkraft zu entlocken. Und offensichtlich gibt es im Handel schon seit längerem praktische Tuning-Kits für das Do-It-Yourself Aufmotzen zu kaufen. Fahrrad- und Teilehändler werben offen damit, dass mit wenigen Handgriffen auch der hinterletzte Technikdepp das Geschwindigkeits-Limit seines Bikes deutlich nach oben erhöhen kann. Vielen der Zweiradraser scheint aber nicht klar zu sein, dass sie die Gesundheit Unschuldiger und die eigene Unversehrtheit riskieren, sondern auch Gefahr laufen, den Führerschein zu verlieren oder empfindliche Geldbußen erhalten.
Möglich ist bei Pedelecs vieles- jedoch nicht alles ist erlaubt
Ein normales Pedelec ist bei 25km/h gedrosselt und das ist gesetzlich auch so in Deutschland vorgeschrieben. Mit einer darüber liegenden Motorleistung kommen die elektrischen Räder noch lange nicht an ihre Belastungsgrenze, jedoch an die Grenzen des Erlaubten. Wer aus dem konventionellen E-Bike ein rasendes Gefährt macht, braucht Kennzeichen, Versicherung und den Führerschein der Klasse M. Führerscheinfrei, ohne spezielle Versicherung und ohne Nummernschild fährt es sich dagegen auf dem üblichen Rad. Unabhängig davon, ob es sich dabei um ein Pedelec oder ein Modell „Normalo-Fahrrad“ handelt.
Tuning kann so einfach sein
Hätten Sie es gewusst? Das einfache Tuning geht bei der Tachoanzeige los. Halbiert man den angezeigten Tachowert durch Austausch des Ersatzteils, kann auch der Gesetzeshüter in Uniform nicht ohne weiteres Erkennen, dass hier nachgeholfen wurde. Aber der Höllenritt auf dem frisierten Rad macht natürlich erst richtig Spaß, wenn man sich bewegt. Mit einer Schritt für Schritt Anleitung für Tuning-Ersttäter wird genauestens beschrieben, wie mit wenigen Handgriffen das Elektrofahrrad entsperrt wird und der Fahrt zu Geschwindigkeiten jenseits der erlaubten 25 km/h nichts mehr im Wege steht – bis auf den Ordnungshüter und der kann ja schließlich nicht überall sein. Weil der Deutsche wohl auch beim Tuning auf Qualität achtet, findet sich in der Auswahl die Crème de la Crème der Fahrzeughersteller und Teilelieferanten.
Gefahren lauern überall – Bewusstsein fehlt
Der Raser im Auto ist nicht viel anderes, als derjenige auf dem frisierten Zweirad. Einsicht ist meist nicht da und der Adrenalinkick sorgt für einen Rausch, der Risiken minimiert. Aber der Tuner fährt gefährlich: Aus technischer Sicht können wichtige Teile am E-Bike schlapp machen, wenn der Drahtesel plötzlich viel höheren Belastungen ausgesetzt ist, als der Hersteller das bei der Produktion vorgesehen hatte. Vor allem die Bremsen werden durch das geknackte Geschwindigkeitslimit extrem gefordert. Nicht selten geben sie einfach auf und auch andere Teile wie Gabeln, Vorbauten und Lenker sind nicht für alle Geschwindigkeiten konzipiert. Langweilige Fahrradfahrer radeln gemütlich und ohne Hetze und sie tragen meistens einen Helm. Wer aber voll auskosten will, was er in wenigen Minuten am Rad „gedreht“ hat, legt auch auf einen Kopfschutz offensichtlich keinen Wert.
Helm und Führerschein werden Pflicht – Tuner nicht beeindruckt
Die üblichen 25 km/h sind nur noch eine lächerliche Erinnerung. Viel besser fährt es sich mit bis zu 50 km/h und schneller am Ziel ist man damit auch noch. Zumindest wenn man keinen Unfall baut. Ein Sturz oder die Verwicklung in einen Verkehrsunfall können bei diesen Geschwindigkeiten ohne Helm zu schweren Verletzungen und damit zur Lebensgefahr werden. Glück hat der, der den Unfall unbeschadet übersteht und auch keine Dritten involviert sind. Wer dann noch ohne „Lappen“ fährt, muss mit einer Anzeige wegen Fahrens ohne Führerschein rechnen. Gefolgt von empfindlichen Geldstrafen kann auch eine rechtskräftige Verurteilung die Folge sein. Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr sieht der Gesetzgeber dafür vor.
Haftpflichtversicherungen springen beim unerlaubten Tuning nicht ein
Ein Unfall ist mit hohen Kosten und meist mit einem Sachschaden verbunden. Sind Unfallbeteiligte verletzt, kommen neben den Reparaturkosten auch Schmerzensgeld, Verdienstausfall und weitere Kosten auf den Unfallverursacher zu. Ist der jedoch mit einem getunten Bike unterwegs, verweigern die meisten Haftpflichtversicherungen die Übernahme der Kosten und der Tuner muss diese aus eigener Tasche begleichen. Liegt auch kein Führerschein vor, spricht der Staat eine Sperre von 6 Monaten bis zu 5 Jahren aus und das wiederum bedeutet unter Umständen den Verlust von Job und Einkommen.
Fazit: Unerlaubtes Tuning ist gefährlich, sinnlos und mit vielen Risiken verbunden. Dazu drohen harte Strafen, die Einfluss auf das weitere Leben des rasenden Radlers haben, die vorher meist nicht bewusst gemacht werden. Pedelecs haben nicht ohne Grund eine Drosselung bei 25 km/h – also: Finger weg vom unerlaubten Tuning!